Reiterlied
Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!
Ins Feld, in die Freiheit gezogen!
Im Felde, da ist der Mann noch was wert,
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Reiter Bildquelle: http://www.kunstkopie.de/a/rembrandt/rembrandtderpolnischereit.html |
da tritt kein anderer für ihn ein,
auf sich selber steht er da ganz allein.
Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,
man sieht nur Herren und Knechte,
die Falschheit herrschet, die Hinterlist
bei dem feigen Menschengeschlechte.
Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,
der Soldat allein ist der freie Mann.
Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg,
hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen,
er reitet dem Schicksal entgegen keck,
trifft's heute nicht, trifft es doch morgen.
noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit.
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Friedrich von Schiller Bildquelle: https://prezi.com/zmm3xmq3-acg/friedrich-schiller/ |
Warum weint die Dirn und zergrämet sich schier?
Laß fahren dahin, laß fahren!
Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,
kann treue Lieb' nicht bewahren.
Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,
seine Ruh läßt er an keinem Ort. Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt,
die Brust im Gefechte gelüftet!
Die Jugend brauset, das Leben schäumt,
frisch auf, eh' der Geist noch verdüftet!
Und setzet ihr nicht das Leben ein,
nie wird euch das Leben gewonnen sein.
(Friedrich von Schiller, 1797)
Analyse
"Grafische" Darstellung
Das Gedicht besteht aus fünf Strophen zu je sechs Versen. Die Verse sind in einem Kreuzreim (abab) und einem Paarreim (cc) gegliedert also ababcc. Unreine Reime kommen in Vers 1 und 3 ("Pferd" – "wert"), Vers 13 und 15 ("weg" – "keck") und Vers 17 und 18 ("heut" – "Zeit") vor. Ausserdem besteht das Gedicht aus einem Jambus (vier- und fünfhebig) mit gemischter Kadenz.
Bildlichkeit/Stilmittel
"Der dem Tod ins angesicht schauen kann..." (Vers 11)
Dies ist eine Metapher für jemanden der mutig ist und auch Gefahren überwindet, die tödlich enden könnten.
"Des Lebens Ängste, er wirft sie weg..." (Vers 13)
Bei diesem Vers wird sowohl eine Metapher als auch eine Personifikation dargestellt. Des Lebens Ängste zeigt das Leben als eine Figur mit Ängsten, die dann er sinnbildlich wegwirft, was wiederum dafür steht, dass er keine Angst hat.
"...er reitet dem Schicksal entgegen keck..." (Vers 15)
Damit ist gemeint, dass er egal was ihn erwartet es annimmt und losreitet, um etwas zu erleben. Somit handelt es sich um eine Metapher.
"...trifft's heute nicht, trifft es doch morgen." (Vers 16)
Mit diesem Vers wird eine Metapher für sterben dargestellt. Wenn wir heute nicht vom Tod getroffen werden (sterben), werden wir doch morgen vom Tod getroffen (sterben).
Quelle: Hucke, Helene (Hrsg.), Fest gemauert in der Erden... Die schönsten Gedichte, Zürich 1983, S. 46.
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